top of page

Für die Nachwelt

  • Elisabeth
  • 9. März 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Als Teenager habe ich mehrere Tagebücher angefangen. Mit 19 habe ich rund vier Monate geschrieben. Es ist eines meiner größtes Schätze. Es sind vier Monate meines Lebens. Wenn ich heute darin lese, fällt mir auf: Wow, ich habe viel aus meinem Leben vergessen, aber wenn ich mein Leben aus dem Tagebuch lese, dann fällt es mir wieder ein. Ein Geschenk, sich an das eigene Leben zu erinnern. Man müsste meinen: Es ist selbstverständlich. Beim Lesen stelle ich fest: Dann doch nicht.


Und heute halte ich mein Tagebuch wieder in der Hand. Ich lese.


Ich stelle fest: In so vielerlei Hinsicht, bin ich immer noch die gleiche wie vor sechs Jahren. Einer meiner Lieblingssätze, die ich lese: "Schon komisch, erst seitdem ich Tagebuch schreibe, fällt mir auf wie viele Menschen ich eigentlich kenne." Jede zufällige Begegnung mit meinen Freunden und Bekannten habe ich festgehalten. Auch heute ist es nicht anders, wie damals. Nur das was sich verändert hat: Heute kenne ich noch viel mehr Menschen. Ich habe noch viel mehr Freunde und Bekannte, denen ich zufällig irgendwo begegne.


Ich stelle auch fest: In so vielerlei Hinsicht, bin ich eine andere als noch vor sechs Jahren. Eine der Sätze, die mich am meisten überraschen, vom 15. Februar 2017: "Ich mag es nicht, wenn ich vor der Klasse etwas vortragen soll." Hööö? Das war in meinem letzten Blockunterricht während meiner Banklehre. Heute kann ich selbstsicher vor 20 oder 30 Menschen ohne Probleme etwas erzählen. Egal ob vorbereitet mit einer Präsentation, oder spontan. Ich zeige mich sogar regelmäßig vor hunderten vor Leuten auf Instagram. Heute frage ich mich: Wo war damals das Problem?


In allem was erzählt oder präsentiert wird, geht es darum zu 100% dahinter zu stehen. Es geht darum inhaltlich einen festen Stand zu haben und sich auch seiner eigenen Meinung bewusst zu sein.


Eine Meinung haben. Das ist definitiv etwas, dass sich in den letzten sechs Jahren bei mir verändert hat. Zum Glück. Eine Meinung haben. Das habe ich erst im Studium gelernt wie das geht. Nicht zu allem "Ja und Amen" sagen. Jetzt arbeite ich nicht mehr in der Bank. Ich studiere Angewandte Theologie. Ja, gerade hier muss ich nicht zu allem "Amen" sagen. Hier habe ich denken und Texte schreiben gelernt. Und Hinterfragen.


Das sind meine letzten sechs Jahre zusammengefasst. In den letzten Jahren habe ich viel geschrieben, aber kein Tagebuch.


Das werde ich auch jetzt nicht fortführen. Jetzt möchte ich einen Blog schreiben. Das ist anders als ein Tagebuch. Auch das hier ist eine persönliche Weiterentwicklung. Das hier kann theoretisch die ganze Welt lesen und teilen. Es ist von mir ein Vermächtnis an die Nachwelt. Vielleicht werden das hier nur eine Handvoll Leute lesen. Vielleicht hunderttausende. Beides halte ich für unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist: Irgendwas dazwischen.


Diesen Blog habe ich "Die Gretchenfrage" genannt. Ich interessiere mich für Theologie, das ist daraus zu erkennen. In meinen Beiträgen wird es auch regelmäßig um meinen persönlichen Glauben gehen. Um meine Freude im Glauben, aber auch um meine Zweifel, um das was ich hinterfrage. Worum es eher weniger gehen wird: Nicht um wissenschaftliche Theologie.


Auch ich bin mehr als nur mein Glaube und "meine Theologie". Mich beschäftigen noch viel mehr Themen, die einem nun mal als Menschen, oder auch genauer gesagt als eine junge Frau, beschäftigen. Studium. Berufseinstieg. Freundschaften. Liebe. Geld. Irgendwann Familie gründen? Träume. Reisen. Die Welt. Alles was mich beschäftigt, was mich interessiert möchte ich hier zusammenfassen. Alles zu dem ich ein Bedürfnis habe, es weiter zu erzählen. Ich bin selbst gespannt wie es sich hier entwickelt. Enjoy.



Comments


Beitrag: Blog2_Post
bottom of page